1975 | Gipfeltreffen

Die 70er Jahre:

Ein Jahrzehnt des Wandels und Aufbruchs

August | von Friedrich Hörmann

Die 1970er Jahre waren eine Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs und der kulturellen Erneuerung. Nach den politisch turbulenten 60er Jahren, die von studentischen Protesten und der aufkommenden RAF geprägt waren, suchten viele Menschen nach einem neuen Lebensgefühl – einer Mischung aus Aufbruchstimmung und dem Wunsch nach mehr Freiheit und persönlicher Entfaltung. Inmitten dieser dynamischen Zeit veränderte sich auch die Schullandschaft, und die Schule Schloss Stein bildete hier keine Ausnahme.

1970 | Schüler am Abend

Ein wohlbehütetes Aufwachsen im familiären Umfeld

Während die Welt draußen von großen Veränderungen erfasst wurde, bot die Schule Schloss Stein in den 70er Jahren ihren Schülerinnen und Schülern ein wohlbehütetes Aufwachsen in einem familiären Umfeld. Unter der Leitung von Olaf und Angelika Ziegler, war Schloss Stein ein Ort der Geborgenheit, an dem die Kinder in einer Art erweiterten Familie aufwuchsen. Die Familie Ziegler und der Großteil des pädagogischen Teams, selbst mit kleinen Kindern, schufen ein Umfeld, das von Nähe, Vertrauen und einem lebendigen Alltag geprägt war. Wie Frau Angelika Ziegler im Rückblick erzählte: „Es war immer etwas los, ob Spieleabende, Bastelstunden oder einfach nur gemeinsame Spaziergänge zum Nepumuk (eine kleines Pilgerdenkmal am Ende der Schönen Allee) – wir haben als große Familie zusammengelebt.“ Diese besondere Atmosphäre machte das Internatsleben zu einer unvergesslichen Zeit für die Schülerinnen und Schüler.

1978 | Einstandsfeier für unseren neuen Schulleiter OStR Peter Wabra

Die staatliche Anerkennung – Ein großer Meilenstein mit weitreichenden Veränderungen

Die staatliche Anerkennung der Schule Schloss Stein in den Jahren 1975/1976 war nicht nur ein administrativer Erfolg, sondern brachte auch bedeutende Veränderungen mit sich. Durch die offizielle Anerkennung konnte die Schule nun das Abitur vor Ort abnehmen, was einen wichtigen Schritt in der Weiterentwicklung des schulischen Angebots darstellte. Gleichzeitig führte die Anerkennung zu einer Umstrukturierung des Lehrerkollegiums. Lehrer, die bislang ohne die notwendige bayrische staatliche Anerkennung unterrichteten, mussten die Schule leider verlassen. Dies war ein schwieriger, aber notwendiger Schritt, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden und die Bildungsqualität weiter zu verbessern. Trotz dieser Herausforderungen war die staatliche Anerkennung ein bedeutender Fortschritt, der es der Schule ermöglichte, ihren Schülerinnen und Schülern eine noch umfassendere und qualitätsgerechtere Ausbildung zu bieten. Federführend bei diesem Vorhaben war Ludwig Moosbauer, der damalige Schulleiter, der mit viel Engagement und Hartnäckigkeit die staatlichen Vorgaben erfüllte.

1976 | Im Club

Eigeninitiative und Gemeinschafts-projekte

Die 70er Jahre zeichneten sich an der Schule Schloss Stein durch eine bemerkenswerte Eigeninitiative der Schülerschaft aus. Die Schülerinnen und Schüler übernahmen Verantwortung und trugen aktiv zur Gestaltung ihrer Umgebung bei. Ein herausragendes Beispiel hierfür war die Renovierung des Clubraums und des heutigen Cafés. Unter der Anleitung des Erziehers Herr Schraut packten die Jugendlichen selbst mit an, verwendeten alte Ziegelsteine aus einem ehemaligen Saustall für den Boden und schufen Räume, die sie stolz der gesamten Schulgemeinschaft präsentierten. Angelika Ziegler erinnert sich: »Am Ende waren alle so stolz, dass die Musik durch die Kellergewölbe zu hören war.« Diese Projekte förderten nicht nur handwerkliche Fähigkeiten, sondern boten auch die Möglichkeit, abendliche Theaterproben zu planen, Briefe an die Eltern zu schreiben, Gesellschaftsspiele zu spielen und generell Zeit miteinander zu verbringen.

1977 | Die 11. Klasse L

Der neue Zeitgeist im Kleidungsstil

Der Zeitgeist der 70er Jahre spiegelte sich nicht nur in den Aktivitäten und Projekten der Schüler wider, sondern auch in ihrem Kleidungsstil. Die Schüler der 70er Jahre trugen oft die Mode dieser Ära – von bunten Schlaghosen, über flippige Hemden, bis hin zu den typischen Hippie-Accessoires. Vergleicht man die Abiturfotos aus den 70er Jahren mit denen aus den frühen Jahren, fällt der Unterschied deutlich auf. Die abgebildeten Schülerinnen und Schüler zeigen einen deutlich freieren, individuelleren Stil, der die kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen dieser Zeit widerspiegelt. Diese Entwicklung ist ein sichtbares Zeichen des neuen Zeitgeists und der kreativen Ausdrucksformen, die die 70er Jahre prägten.

1977 | Der Reitstall

Gemeinsam aktiv – Sport, Natur und Reitstall

Wie schon im Jahresbericht von 1975 festgehalten, erkannte bereits Goethe: „Gemeinsame Beschäftigungen und Liebhabereien sind das Erste, worin sich eine wechselseitige Übereinstimmung hervortut.“ In diesem Geist verbrachten die Schüler, Lehrer und Erzieher viel Zeit miteinander, vor allem bei sportlichen Aktivitäten und in der Natur. Spätestens bei dem traditionellen Schüler gegen Lehrer Fußball Turnier konnten alle Sportbegeisterten ihr Können zeigen. Ein besonderes Highlight dieser Zeit war die Erneuerung des Reitstalls in Schloss Stein, die durch die Initiative der Schülerinnen und Schüler durchgeführt wurde.

1970 | Die Theatergruppe führt »Nacht mit Gästen« von Peter Weiss auf

Unvergessliche Feste und kulturelle Highlights

Auch das gesellschaftliche Leben blühte in den 70er Jahren auf Schloss Stein auf. Die traditionellen Sommerfeste, die noch unter den alten Kastanien im Freien stattfanden, und die Partys im neu renovierten Clubraum, waren wahre Höhepunkte des Schuljahres. Die Wochenenden waren geprägt von zahlreichen Ideen der Schüler und Erzieher. Akribisch geplante Theaterstücke wurden aufgeführt und es wurde zusammen gesungen. So blieben die Kinder oft lieber im Internat, als nach Hause zu fahren und genossen die Zeit mit ihren Freunden im Internat.

Denn wie Frau Ziegler es so treffend formulierte: »Schloss Stein war und ist mehr als nur eine Schule – es ist ein Stück Heimat.«

Stein in der Geschichte: