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Stein in der Geschichte: Die 2010er Jahre

November | Ida-Lena Zoglmann

Die 2010er-Jahre brachten für die Schule Schloss Stein ein Jahrzehnt voller Veränderungen, Herausforderungen und bleibender Erinnerungen. Von der Umstellung des Abiturs (damals vom G9 auf G8) über den Ausbau moderner Technik und neuer Räumlichkeiten bis hin zu prägenden Momenten im Internatsleben – dieses Jahrzehnt war sowohl von Struktur und Tradition als auch von lebendiger Gemeinschaft und Modernisierung geprägt.

Mode und Alltag spiegelten den Zeitgeist wider: Hüfthosen wichen allmählich der Röhrenjeans, UGG-Boots und auffällige Prints sowie das Karomuster in jeglicher Art und Weise dominierten die Flure, während Smartphones und Social Media das Tempo des Alltags bestimmten. Vom Blackberry bis zu Instagram, Snapchat, über die erste Generation IPods & Co. – die 2010er hoben Schnelllebigkeit, digitale Vernetzung und Social-Media-Kultur auf ein neues Level.

Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer erlebten Jahre, die nicht nur schulische Meilensteine setzten, sondern auch Freundschaften und Erfahrungen schufen, die bis heute nachwirken. In den folgenden Berichten lassen wir diejenigen zu Wort kommen, die das Jahrzehnt in Stein direkt miterlebt haben – die uns Einblicke in den Alltag, die Höhepunkte und besonderen Momente geben.

»Manche Orte hinterlassen Spuren – nicht auf der Landkarte, sondern in unseren Herzen.«

Franz Stettner | Altsteiner Verein Vorstandsmitglieder, Abitur 2011

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»Eine Ära ging 2011 zu Ende: Das alte 9-jährige Gymnasium sollte nun endgültig zum Abschluss gebracht werden.«

Theresia Schilling | seit 1994 in Stein Tätig, Schulleiterin von 2019 -2025

Eine Ära ging 2011 zu Ende: Das alte 9-jährige Gymnasium sollte nun endgültig zum Abschluss gebracht werden. Obwohl die Diskussionen über das 8-jährige Gymnasium in Bayern weiterhin anhielten, musste das erste Abitur dieser Art – ebenfalls im Jahr 2011 – ein Erfolg werden, damit auch die letzten Skeptiker die Vorteile erkannten. Die Sorgen waren vielfältig. Würde das neue Abitur allen Anforderungen, die an es gestellt werden, auch wirklich standhalten? Zwei Abiturprüfungen im gleichen Jahr waren auch für Stein eine große Herausforderung.

Herr Wirthmann gab den Staffelstab der Oberstufenbetreuung an Herrn Bauer weiter, der sich um das neue System kümmerte. Ansonsten galt »Business as usual« mit allen normalen Vorgängen in Schule und Internat – so dachte man zumindest.

Gegen Ende des Jahrzehnts brachte die Schulleitung weitreichende Veränderungen. Unser beliebter Schulleiter Herr Flamm erkrankte schwer und musste kürzertreten. Ich übernahm die Tagesgeschäfte und weitere wichtige Aufgaben im Direktorat zusätzlich zu meiner Lieblingsaufgabe und Herzensangelegenheit: der Betreuung der Oberstufe, die ich inzwischen von Herrn Bauer übernommen hatte. Dabei wurde ich stets tatkräftig von Frau Bammler unterstützt. 2019 wurde mir dann ganz offiziell die Schulleitung übertragen.

Alles lief wieder geordnet, als ein unbekannter Virus in China auftauchte. Erste Fälle schwappten nach Europa, auch Bayern war betroffen. Noch waren die Sorgen nicht allzu groß, doch schon bald tauchten dunkle Wolken auf, die den Alltag in Stein vollständig durcheinanderwirbeln sollten: Corona war nun in aller Munde. Dieser Virus Covid-19 erreichte auch unsere Schule und brachte täglich neue Nachrichten, Anordnungen und Sonderregelungen, besonders für die Abiturienten.

Theresia Schilling | Schulleiterin 2019 -2025

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»Diese vier Jahre in Stein waren eine ganz besondere Zeit, die mich geprägt hat und mir Freundschaften geschenkt hat, die mich auch noch heute begleiten.«

Jenny Weitz (ehm. Cordesmeyer) | Abitur 2011

Wenn ich an meine Steinzeit zurück denke, denke ich an goldene Jahre. Es war mit eine der schönsten Zeiten meines Lebens. 
Ich denke an herrliche Sommer zurück, die wir auf dem Gelände im Gras, neben dem Volleyball-Feld, im Pavi oder im Kuhstallgarten verbracht haben. Ich denke an tolle Oktoberfest- und Faschingspartys zurück. Ich denke an schöne Ausflüge ins Umland an den Wochenenden zurück und an herrliche Klassenfahrten in spannende Städte. Ich denke an die Unterrichtsstunden zurück die immer gerne besucht habe. Ich denke an das klassenübergreifende Zusammenkommen in der Geierpause und zu den tollen Mahlzeiten in den Speisesälen zurück. Ich denke an die ersten Schwärmereien von mir und meinen Freundinnen zurück und natürlich haben wir auch die eine oder andere Regel rund um das Steinerbier »neu interpretiert«.
 
Und jedes Jahr wurde mit einem wunderschönen Sommerfest zusammen mit allen Familien und den im Schuljahr geschlossenen Freundschaften abgeschlossen. Größtenteils mit der Freude auf das Wiedersehen im kommenden Jahr, aber auch teilweise mit längeren Abschieden von Schülern, die Stein nur für kürzere Zeit besucht haben.
 
Eigentlich war der Plan, dass ich Stein nur für zwei Jahre besuchen sollte, um die letzten beiden Jahre und den Abschluss in England zu absolvieren. Da ich Stein allerdings so sehr lieben gelernt hatte, habe ich mich damals dagegen entschieden und kann heute für mich sagen, dass diese vier Jahre in Stein eine ganz besondere Zeit für mich war. Eine Zeit die mich geprägt hat und mir Freundschaften geschenkt hat, die mich auch noch heute begleiten und lange begleiten werden.

– Jenny Weitz | Hamburg

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»Stein in den 2010ern war genau das: verlässlich, nah, zeitgemäß organisiert, und für viele schlicht der Ort, den wir unser Zuhause nannten.«

Lucas Hunold | Abitur 2014

Auch wer in den 2010ern in Stein war, erkennt den Tagesrhythmus sofort wieder: Frühstück um 07:00, kurzer Weg zum Schulhaus, Nachmittage zwischen Arbeitsstunde und Neigungsgruppen.

Seit 2013 setzte Friedrich Flamm als Schulleiter die Akzente. Viele erinnern sich noch lebhaft an ihn: ein großartiger Lehrer und ganz besonderer Mensch, dessen Präsenz bis heute vermisst wird.

Innerhalb des Jahrzehnts wurde die Schülerschaft internationaler, was sich am Frühstückstisch ebenso zeigte wie im Unterricht. Neue Schülerinnen und Schüler fanden über Zimmernachbarn, Neigungsgruppen und die Schnitzeljagd Anschluss. Viele blieben auch an Wochenenden in Stein, sei es wegen des Programms oder des noch bestehenden Samstagsunterrichts.

Technik rückte präsenter in den Alltag, ohne das Sagen zu übernehmen. 2014 wurden die Netze auf dem Gelände modernisiert. 2018 erhielten die Klassen ab Jahrgang 8 die ersten Surface-Geräte, und die Kommunikation über Microsoft Teams begann. Unterricht blieb Präsenzarbeit am Tisch, unterstützt durch digitale Hilfsmittel.

Kalender und Traditionen blieben bestehen: Adventsmarkt, Julklapp, Literatur- und Medienwoche – stets unterstützt von Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Sekretariaten.

2012 wurde die neue Sporthalle eingeweiht, geplant seit den 1980er Jahren und benannt nach Sportlehrerlegende Helmut Konrad. Mit hochmodernem Glasschwingboden und LED beleuchteten Feldlinien ist sie heute ein Symbol für die Verbindung von Tradition und Technik auf dem Gelände der Schule Schloss Stein.

– Lucas Hunold | München

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»Was Stein wirklich so außergewöhnlich und prägend macht, sind die Menschen – die Lehrer und Erzieher, die Schulleitung, die Mitarbeiter in der Hauswirtschaft & Küche und all jene, die diesen Ort mit Leben füllen.«

Nico Lorenz | Abitur 2017

Meine Steiner Zeit begann nach zwei fünften Klassen und einer halben sechsten auf einem Gymnasium im Nachbarort im Winter 2011. Ich war damals 13 Jahre alt und kam für eine Probewoche nach Stein. Mein erster Eindruck war etwas verwunderlich. Xaver, mein damaliger Klassenkamerad, pfefferte aus mir bis heute unbekannten Gründen eine volle Flasche Eistee (aus dem damals noch existierenden „Top Shop“) in den Schnee, sichtlich unbeeindruckt von Herrn Motzer (damaliger Direktor), der mich gerade zum Klassenraum der einzigen sechsten Klasse brachte.

In der vorherigen Schule saß ich mit über dreißig anderen Kindern im Klassenraum und hatte mehrere Parallelklassen, ich war also sehr verblüfft, als die Tür aufging und nur fünf andere Schüler dasaßen. Auf meine Frage wann die anderen wohl kämen folgte ein kurzes Lachen, und Frau Schilling erklärte mir, dass wir nun vollständig seien und nun mit dem Französischunterricht beginnen würden.

Aber nicht nur die Klassengröße, sondern auch die andere Art und Weise der Lehrer, das Konzept der „Arbeitsstunde“ und das für mich damals verwunderlichste, die Erzieher, waren absolutes Novum für mich. Die altertümlichen Gebäude und die Schulkleidung beeindruckten mich ebenfalls, und für jemanden, der mit Harry Potter aufgewachsen ist, ist der Anblick des Schlosses und die zum Teil mittelalterliche Einrichtung natürlich fabelhaft. Ich habe die Gemälde im Essenssaal auf jeden Fall lang genug angestarrt, aber gesprochen haben sie leider nie.

Es war also kaum verwunderlich, dass ich, als ich mit meinen Eltern auf der Couch in Herrn Zieglers Büro saß, unbedingt nach Stein wollte.

Am Anfang war der Tagesablauf von 7.40 – 18.00 Uhr gewöhnungsbedürftig, aber die Struktur und die festgelegten Uhrzeiten haben mir, im Nachhinein betrachtet, Halt und Sicherheit gegeben. Dabei war das Mittagessen immer eines der Highlights. Besonders mochte ich die Dampfnudeln, gefüllt mit Pflaumenmus und verfeinert mit Vanillesoße. Zum Nachtisch gab es für mich nichts Besseres als die Apfelringe.

Meine Lieblings-Neigungsgruppen am Nachmittag waren hier Basketball, Tischtennis und Handwerkliches Gestalten. In der Arbeitsstunde, die in meiner Zeit noch von 16.00 – 18.00 Uhr ging, konnte man sich oft mit anderen über die Hausaufgaben austauschen oder die jeweiligen Betreuer um Rat fragen, was das gesamte Konzept Hausaufgaben und Lernen deutlich angenehmer machte.

Ich war in meiner gesamten Steiner Zeit halbintern, hatte aber dennoch sehr oft am Wochenende und manchmal an dem ein oder anderen Café-/ Clubabend unter der Woche immer einen Platz zum Schlafen, wenn ich ihn gebraucht habe.

In den folgenden Jahrgängen kamen immer mehr Mitschüler hinzu, und die Klasse wuchs stetig – nicht nur in der Zahl, sondern auch in ihrer Vielfalt. Nach und nach wurde sie internationaler, wir hatten Schüler aus Russland, Mexiko, China, Kasachstan und der Ukraine in der Klasse. Mit der Zeit entstanden echte Freundschaften fürs Leben, und aus anfangs fünf wurden schließlich zweiundzwanzig Schüler in der Abiturklasse.

Ich würde sagen, die prägendste Zeit war der Zeitraum von der siebten bis zur elften Klasse. Hier hatte ich viele konstruktive Diskussionen mit Herrn Dobersalske in Deutsch und Sozialkunde und unkonstruktive, vor allem in Biologie und Mathe. Viel Spaß hatten wir aber auch in Geographie und Chemie, nicht unbedingt nur wegen des Fachlichen, sondern auch, weil Herr Glotz und ich beide den FC Bayern gerne mögen.

Später, in der Oberstufe, hatte ich Leistungskurs Sport und das Wissenschaftliche Seminar bei Herrn Meckel; hier wurde auch der Grundstein mit meiner Seminararbeit („Vergleich zwischen operativen und konservativen Maßnahmen nach einer vorderen Kreuzbandruptur“) für meinen heutigen Beruf als Physiotherapeut gelegt.

Nicht nur die Lehrer, sondern auch Erzieher wie Herr Murea, Herr Koch, Herr Matyszok, Frau Eder und Herr Ziegler standen mir immer mit Rat und Tat zur Seite, wenn mal etwas nicht so lief, wie ich es gerne wollte.

In Stein ist oft vom sogenannten Steiner Geist die Rede – einer Redewendung, die das besondere Lebensgefühl und den starken Gemeinschaftssinn an diesem Ort beschreibt. Doch was Stein wirklich so außergewöhnlich und prägend macht, sind die Menschen: die Lehrer und Erzieher, die Schulleitung, die Mitarbeiter in der Hauswirtschaft & Küche und all jene, die diesen Ort mit Leben füllen und alles für die Schülerinnen und Schüler geben.

– Nico Lorenz | Traunstein

Steiner Freunde, Abiturfeier 2017

»Stein war mehr als nur ein Ort zum Lernen – es war eine zweite Heimat, in der man erwachsen geworden ist, ohne es so richtig zu merken.«

Friedrich Hörmann | Abitur 2019

Wenn ich heute an meine Internatszeit in Stein zurückdenke, kommen sofort viele Erinnerungen hoch – an Freundschaften, Sport, Ausflüge und dieses besondere Gemeinschaftsgefühl, das man so wohl nur einmal im Leben erlebt. Ich war von 2016 bis 2019 dort und kann ehrlich sagen: Diese Jahre waren einfach unvergesslich.

Damals war vieles noch ein bisschen anders – irgendwie ruhiger, aber gleichzeitig voller Energie. Wir waren ständig draußen, auf dem Basketballplatz, im Fitnessraum oder einfach irgendwo unterwegs. Unser Erzieher, Herr Pires, hat in der 10. Klasse wirklich eine eingeschweißte Truppe aus uns gemacht. Egal ob auf dem Court oder abends auf den Zimmern – wir hielten zusammen, hatten unseren Spaß und waren einfach ein richtig gutes Team.

Auch Herr Flamm, der damalige Schulleiter, hat das Internatsleben geprägt. Bei ihm konnte man immer ins Büro kommen – sei es für ein motivierendes Gespräch, ein bisschen Zuspruch oder (ganz ehrlich) um mal nach einer Schulbefreiung zu fragen.
Als später Frau Schilling die Leitung übernahm, hat sie das Ganze mit viel Herz und frischem Wind weitergeführt. Dazu kamen neue, junge Lehrer wie Manuel Hiery und Veronika Schlosser (Koch), die das Schulleben mit neuen Ideen und Impulsen belebt haben.

Richtig in Erinnerung geblieben sind mir auch die vielen Ausflüge und Wochenenden: das Skiwochenende mit Herrn Koch, die Gemeinschaftswochenenden mit allen großen Jungs – das waren Highlights, eines nach dem anderen. Diese Erlebnisse haben uns nicht nur als Gruppe zusammengeschweißt, sondern auch viele Freundschaften entstehen lassen, die bis heute halten.

Besonders schön war, dass man sich selbst so stark ins Internatsleben einbringen konnte. Wenn man Engagement zeigte, hatte das richtig Sinn und hat einfach Freude gemacht. Da wurden Bierkasten-Pools aufgebaut, der Club zusammen mit Frau Breithaupt aufwendig dekoriert, Sportevents organisiert oder bis spät in die Nacht das Theater-Bühnenbild eigens gestaltet. Der alte Pub unter dem Schulhaus wurde wieder zum Leben erweckt – alles möglich, weil uns die Erzieher Freiraum und Vertrauen gegeben haben. Und mal ehrlich: Gegen ein heimliches Bier am Abend nach getaner Arbeit hatten sie hoffentlich auch nichts einzuwenden. 😉

Ein absolutes Highlight jedes Jahr war die Internatsolympiade. Mit seinen Freunden und Mannschaftskollegen die anderen Internate zu bezwingen, war einfach ein unglaubliches Gefühl. Der Gesamtsieg im eigenen Schloss war natürlich unvergesslich – pure Gänsehaut!

Rückblickend war das Internat für mich mehr als nur ein Ort zum Lernen – es war eine zweite Heimat, in der man erwachsen geworden ist, ohne es so richtig zu merken. Unbekümmert, lebendig und voller Geschichten, die man nie vergisst.

– Friedrich Hörmann | Bielefeld

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»Der Zug der Mathematik war für mich definitiv abgefahren, das Licht am Ende des Tunnels habe ich bis heute nicht gesehen. Das Abitur habe ich trotzdem geschafft – dank der liebevollen Betreuung meiner Lehrer und Erzieher, deren Nerven ich gerne und häufig sechs lange Jahre auf Herz und Nieren getestet habe.«

Anna-Sophie Freinecker | Abitur 2012

anna und hans

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Theresia Schilling und allen Altsteinerinnen und Altsteinern, die ihre Erinnerungen und Einblicke mit uns geteilt haben. Eure Geschichten verleihen diesem Rückblick auf die 2010er-Jahre Leben und Authentizität – und zeigen, wie stark die Verbundenheit mit Stein bis heute geblieben ist.